OP-Zahlen an Kliniken – Routine rettet Leben

Seit einigen Jahren entscheidet die Zahl der Behandelten darüber, welche Therapien Kliniken durchführen dürfen. Längst nicht alle halten sich daran. Wie gefährlich ist das für die Patienten?

Martin Litsch wählte drastische Worte: “In Deutschland werden Menschenleben täglich unnötig aufs Spiel gesetzt”, sagte der Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbands, als im vergangenen Dezember in Berlin der “Qualitätsmonitor 2019” vorgestellt wurde. Der Bericht liefert Fall- und Qualitätskennzahlen für ausgewählte Krankheitsbilder und Behandlungen in deutschen Krankenhäusern.

Litsch bezog seine Aussage auf die schwächsten Patienten, auf Frühgeborene. Derzeit darf eine Klinik in Deutschland Frühchen versorgen, wenn sie mindestens 14 Fälle pro Jahr hat. In Litschs Augen sind das viel zu wenig: “Jedes Jahr ohne ordentliche Mindestmenge hat in diesem sensiblen und komplexen Versorgungsbereich fatale Folgen für die betroffenen Kinder und ihre Eltern.” Auch der Bundesverband “Das frühgeborene Kind” fordert bereits seit 2010, die Mindestmenge für die Frühchenversorgung von 14 auf 30 anzuheben. Damals stellte er fest, “dass offensichtlich deshalb viele frühgeborene Kinder sterben müssen, weil zu viele Kliniken zu wenige Frühgeborene behandeln und es daher an der notwendigen Erfahrung im Umgang mit den Allerkleinsten mangelt.” Das Bundessozialgericht kassierte die Erhöhung der Mindestmenge damals allerdings wieder mit der Begründung ein, dass der Zusammenhang zwischen Menge und Qualität in diesem Fall nicht nach engen wissenschaftlichen Kriterien belegt, sondern nur “wahrscheinlich” sei. (…)

Quelle: www.spiegel.de – Schläfer, Eva: OP-Zahlen an Kliniken Routine rettet Leben. In: SPIEGEL ONLINE.